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Der Bordesholmer Altar (1521) und die anderen Werke von Hans Brüggemann
1521 (in diesem Jahr stand Martin Luther vor dem Reichstag zu Worms) wurde der wohl größte Schnitzaltar Norddeutschlands für die Augustiner Chorherren-Stiftskirche in Bordesholm (Kreis Rendsburg) fertiggestellt bis auf die Bemalung der Flügel-Außenseiten (die nie erfolgte). Die Arbeiten könnten um 1515 begonnen haben, zwei Jahre vor Luthers »Thesen-Anschlag« an der Schlosskirche zu Wittenberg. Heute steht der Altar, wie seit 1666, im Dom zu Schleswig, wo der Stifter sein Grab hat. Als Stifter gilt der (in der Bordesholmer Stiftsschule erzogene) Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf (*1471, ab 1523/24 als Friedrich I. König von Dänemark / und Norwegen, †1533); beraten von seinem Kanzler Gottschalk von Ahlefeldt, dem in Bologna ausgebildeten Theologen und ab 1507 auch Bischof von Schleswig. Dabei sollten die meisten der etwa 400 Figuren des 12,6 Meter hohen Schnitzwerks bis auf wenige Festtage (zumindest den Laien-Besuchern der Kirche) hinter Klappen verborgen bleiben, nämlich die Passions-Szenen bis zum „Pfingstwunder“ und Maria als „Himmelskönigin“. Stets sichtbar waren der „Sündenfall“ und die „Wiederkunft Christi“; hier aber ohne das übliche Droh-Potential, dafür Adam und Eva gleich doppelt mit vier renaissancehaft schönen Figuren. Das Programm ist Gegenstand vieler Diskussionen. Dieses Buch beschreibt nicht nur die etwa 30 Szenen dieses Hauptwerks der Husumer Werkstatt von Meister Hans Brüggemann, sondern auch die anderen »Brüggemann«-Werke. Das Buch weist ferner auf die wichtigsten Arbeiten ihrer Nachfolger hin, von denen etliche in Dänemark und Schweden erhalten sind. Das erste »Blaue Buch« über den Bordesholmer Altar hat 1983 Dr. Horst Appuhn herausgegeben und 1987 überarbeitet. Für die vorliegende Ausgabe konnte Dr. Jan Friedrich Richter (Berlin) als Autor gewonnen werden, der 2011 ein kapitales Werk über Hans Brüggemann vorgelegt und zu ihm immer wieder publiziert hat. Mit Richter löst einer der besten »Brüggemann«-Kenner den Text von Appuhn ab. Gleichzeitig wird auf einige der 1987 von Appuhn behandelten Themen aus dem kulturgeschichtlichen Umfeld des Altars in den Bild-Beischriften dieser Ausgabe hingewiesen. Von den 100 Bildern dieser Ausgabe stammen knapp 30 Farbaufnahmen von Alexander Voss (Altenholz bei Kiel) aus dem Jahr 2008, als der Altar frisch gereinigt worden war, während über 20 Schwarzweiß-Aufnahmen zu der 1953 von Appuhn aufgenommenen Brüggemann-Serie gehören. So entstand eine anregende Mischung von »alten« und »neuen« Bildern sowie von aktuellen Fakten und teils kontroversen Meinungen, wobei auch alte Legenden referiert, aber als solche identifiziert werden. Der bald 500 Jahre alte »Kreuzigungs-Altar« erscheint in diesem Buch als ein Appell an die Kraft der Menschen-Freundlichkeit. Selbst das »Jüngste Gericht« droht hier nicht (etwa mit Höllendrachen oder dem Zug der Verdammten), eher lädt es ein zu feiern: die Menschlichkeit sogar der gebrochenen und getriebenen Gestalten, und »unterm Strich«, in den Predellen-Szenen, die Gemeinschaft freundlich-aufgeschlossener Menschen, die das Mahl teilen.
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