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Ich will leben

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Aus dem Vorwort von Andrei Corbea-Hoisie Von ‘babylonischen Zeiten‘ In Lausetracht, im lumpigen Gewand, Ziehen wir aus Morgenland in Sorgenland (Immanuel Weissglas – Ahasver) In ihrem neuen Buch, das sich als ‘Intervention‘ zur Debatte über ‘Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur‘ versteht, erwähnt Aleida Assmann 2013 u.a. jenen von Reinhart Koselleck zugespitzten Vorwurf der Berufshistoriker an die Zeitzeugnisse, die sich auf dem menschlichen Erinnern stützen: ihrer ‘Subjektivität‘ und ‘Emotionalität‘, von denen einen gradliniger Weg zur ‘Ideologie‘ und zum ‘Mythos‘ führe, setzte Koselleck die ‘Objektivität‘ und die ‘Distanz‘ der Geschichtsschreibung entgegen, die den Zugang zur ‘Wahrheit‘ garantieren könnten. Dieser vermeintlichen Dichotomie, die sie bloß für ‘platt‘ hält, erwidert die Konstanzer Kulturwissenschaftlerin dadurch, dass sie gerade dem individuellen und kollektiven Gedächtnis die Rolle zuschreibt, ‘der Masse des historischen Wissens Leben einzuhauchen in Form von Bedeutung, Perspektive und Relevanz‘. Selbstverständlich müsste man, laut Aleida Assmann, auch die Konstruktionen des Gedächtnisses in ihrem unmittelbaren Gegenwartsbezug kritisch überprüfen, aber dies würde keinesfalls die Tatsache beeinträchtigen, dass gerade ‘im Medium der Erinnerung […] man sich in der Gegenwart für die Zukunft gemeinsam Ziele [setzt]‘. Eine derartige theoretische Erörterung ermutigt mich, zu behaupten, dass die zwanzig Jahre, die seit der ersten Drucklegung (in deutscher Sprache und dann in rumänischer Originalfassung) des vorliegenden Tagebuchs, das die Adoleszentin Mirjam Korber aus dem rumänischen Câmpulung (Kimpolung) zwischen 1941–1943 in der transnistrischen Verbannung geführt hatte, nicht ‘umsonst‘ vergangen sind. Diese Schrift, zusammen mit einer ganzen Reihe ähnlicher Zeugnisse, wirkte im Laufe der vergangenen Dezennien tatsächlich ‘gesellschaftsbildend‘: nicht nur weil im gegenwärtigen Rumänien und ebenso im deutsch-sprachigen und westeuropäischen Raum das öffentliche Wissen um die lange – aus verschiedenen Gründen – unterdrückte Episode der Verschleppung und Ermordung rumänischer Juden in Transnistrien während des Zweiten Weltkriegs sich (auch) dadurch bereicherte und befestigte, sondern auch weil die bisher ausgebliebene Befragung der Opfer zu einer tiefen und radikalen Umbildung des kollektiven Bewusstseins und dessen moralischen Bewertung dieser zu bewältigenden Vergangenheit beitrug. Nicht zufällig wuchs dann das Interesse der Historiker für diesen in vielen Aspekten noch unerforschten ‘Stoff‘ – ein Interesse, das 2003 in der Einberufung jener von Elie Wiesel geleiten internationalen Kommission von Fachleuten gipfelte, die den als offizielles Dokument des rumänischen Staates angenommenen Bericht über den Holocaust in Rumänien anfertigte. Es war immerhin undenkbar vor zwanzig Jahren, dass rumänische Jugendliche aufgrund von speziell redigierten Lehrbüchern über die Geschichte der Schoáh in den jetzigen Schulen unterrichtet werden. Unter den ‘Funken‘, die im Dienste einer solchen einleuchtenden Entwicklung standen, die ebenfalls die Hoffnung auf eine historisch verantwortungsvollere Zukunft der in Europa integrierten rumänischen Gesellschaft hegt, befand sich zweifelsohne auch die frühe Publikation von Schriften von der Art des transnistrischen Tagebuchs von Mirjam Korber. Diese in der eigenen Familie beharrlich gepflegte ‘Erinnerungskultur‘, die mein Weltverständnis tief geprägt hatte, blieb nicht ohne Folgen in der Auswahl der Themen und der Schwerpunkte, denen ich meine Arbeit als Germanist und Historiker gewidmet habe. Die erneute Lektüre des Tagebuchs meiner Tante und der Erinnerungen meiner Mutter an die Deportation habe ich diesmal von dem überwältigenden Eindruck nicht trennen können, die auf mich die Sammlung der von Benjamin Grilj im Czernowitzer Archiv entdeckten und heuer edierten Briefe aus Transnistrien machte. Die durch das Spiel des Zufalls gebündelte Korrespondenz, die im Herbst 1941 bei einem aus Mohyliw zurückkehrenden Überbringer von den rumänischen Behörden beschlagnahmt wurde, lässt sich als eine Stichprobe der menschlichen (historisch, soziologisch und psychologisch bedeutsamen) Verzweiflung ohnegleichen auswerten. Die brutale und für die Menschen unerklärliche Schicksalswende, die sie aus ihrem bürgerlichen Alltag riss und von heute auf morgen in zu einem langsamen Tod verurteilte ‘Unpersonen‘ verwandelte, das Unbegreifen, dass ein solcher ‘kultureller‘ Bruch in einer Welt, der sie sich zugehörig fühlten, geschehen und sie betreffen konnte – man erinnere sich an die allgemeine Blendung der Figuren aus dem Aharon Appelfelds Roman Badenheim, die auch beim Besteigen der Waggons, die sie in die Lager wegtransportieren sollten, diese die Vernunft trotzende Wirklichkeit nicht wahrnehmen wollten – haben u.a. auch den anständigen Apotheker Garaj (vgl. S. 25 u. 51 f.) aus Câmpulung (Kimpolung), von dem die beiden Zeugnisse in dem vorliegenden Buch erzählen, in den Wahn getrieben. Dieser narrative Höhepunkt markiert aus meiner Sicht jenen dramatischen Augenblick in der Existenz der zu Unrecht Vertriebenen, als sie zwischen unheilbarer Entmutigung und dem Hoffnung stiftenden Lebenswillen zu entscheiden hatten. Die Stimmen der Überlebenden sind heute immer weniger geworden, jedoch gerade wegen des allmählichen Verschwindens der Zeitzeugen, wodurch die Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs – so neulich der Historiker Norbert Frei – aus der ‘Zeitgeschichte‘ endgültig herausfallen wird, werden die Aufgaben der Geschichtsschreibung bei der Handhabung der geerbten ‘Erinnerungskultur‘ von Tag zu Tag anspruchsvoller und komplexer. Die in der Reihe ‘Schoáh & Judaica‘ aufbewahrten Zeugnisse und Dokumente zur transnistrischen ‘Episode‘ in der Geschichte Rumäniens und Europas stellen damit eine unerschöpfliche Quelle für jene Historiographie dar, die mit den Worten Walter Benjamins ‘nicht allein eine Wissenschaft, sondern nicht minder eine Form des Eingedenkens ist‘. Iasi, im Januar 2014

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Stand:28.04.2024
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