Rich, Charlie - It Ain‘t Gonna Be That Way - The Complete Smash Sessions1

(ACE REcords) 29 tracks 1965/66 with 16 page booklet. Mit seiner stämmigen Statur und dem silbernen Haarschopf sah Charlie Rich immer wie ein Archetyp der Country-Musik aus. Als wir seine Originalversion von Isaac Hayes und David Porters „When Something Is Wrong With My Baby“ in die „Take Me To The River“-Southern-Soul-Box aufnahmen, wurden wir von einigen Seiten dafür gerügt, aber wenn man sich diese Darbietung anhört, erkennt man unweigerlich eine Stimme, die vom Soul durchdrungen ist. Seine Vorliebe für Jazz und R&B und seine reiche Stimme verhinderten einen breiten Publikumserfolg, bis er das zweite Jahrzehnt seiner Karriere erreicht hatte. Bis dahin lebte er von gelegentlichen Hits, darunter das wunderbare „Mohair Sam“, das seine Zusammenarbeit mit dem Produzenten Jerry Kennedy bei der Mercury Records-Tochter Smash einleitete. In den 18 Monaten, die er dort verbrachte, nahm er einige der besten Stücke seiner gesamten Karriere auf und fand in Kennedy einen Produzenten, der bereit war, ihm die Freiheit zu geben, sich auszudrücken. Die 29 Tracks, die er aufgenommen hat, sind hier versammelt - und wiederholen eine lange gestrichene US-CD-Veröffentlichung des Materials in den frühen 90ern - und offenbaren einen Künstler, der enorm talentiert, aber auch fehl am Platz war, als er versuchte, Pop-Hits zu landen. Mohair Sam“, geschrieben von Dallas Frazier, war ein glattes Stück R&B-beeinflusster Pop mit einem etwas neuartigen Text. Der Song begeisterte die Radiosender und ihre Hörer, denn Charlies Auftritt schien die Leichtigkeit des „schnell groovenden, langsam gehenden, gut aussehenden Mohair Sam“ zu verkörpern, aber auf seinem Smash-Material - viele Titel stammen aus seiner Feder - scheinen die Themen viel erwachsener und weniger fröhlich. I Can‘t Go On“ erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Geliebte ihn verlassen hat, und entwickelt sich von einem schwermütigen Anfang zu einem stürmischen Ende. Charlie jammert, manchmal fast opernhaft, und es ist nicht schwer, darin die Grundlage für das Arrangement zu hören, das einige Jahre später für Elvis auf „Suspicious Minds“ verwendet werden sollte. No Home“ mit seinem spärlichen Arrangement aus Streichern, Klavier, Bass und Vibraphon klingt, als hätte George Martin für Roy Orbison arrangiert, und ist der perfekte Rahmen für Charlies traurige Geschichte einer verlorenen Liebe, in der seine samtweiche, satte Stimme nur von einem Klaviersolo von solch bluesiger Intensität unterbrochen wird, dass Horace Silver stolz darauf gewesen wäre. Rich hat in seiner Zeit bei Smash zwei Alben veröffentlicht, beides großartige Ensembles von Nummern, die von dem wunderschönen Lied „Field Of Yellow Daisies“ seiner Frau bis zu dem R&B-Tänzer „Party Girl“ reichen, wo Kennedys Produktion einen perfekten Rahmen für die Geschichte des Mädchens schafft, das nicht zu Hause bleiben wollte. Diese CD ist eine Sammlung eines Künstlers, der sich auf dem Höhepunkt seines Könnens befindet. Von Dean Rudland