Sheridan, Tony - Vagabond

1-CD mit 20-seitigem Booklet, 13 Tracks, Spieldauer 50:47 Minuten. Tony Sheridan war mir schon bekannt, bevor ich von der Existenz des "Top Ten" Clubs oder des "Star-Clubs" wusste. Der Anführer der provinziellen Amateurband, mit der ich in den frühen sechziger Jahren spielte, war ein Sheridan-Fan. Seine Arbeitsweise ("Wie würde Tony Sheridan es tun?") verlangte, dass wir uns mit den Vorbereitungen beschäftigen, bis der Bandleader überzeugt war, dass das Ergebnis dem geforderten "TS"-Stil nahe kam - dann war es in Ordnung! Nachdem ich die "Top Ten" und den "Star-Club" kennengelernt hatte, wurde ich von beiden geschlagen; und als ich Tony Sheridan endlich auf der Bühne sah, wusste ich sofort, warum unzählige Musiker ihn bedingungslos als "Meister" akzeptierten: Tony war einzigartig - und seiner Zeit weit voraus. Wie andere junge Musiker - auch die anwesenden britischen Profis - stand ich erstaunt vor der Bühne. Unzählige Gitarristen haben versucht, ihn zu kopieren, aber keiner hat es wirklich geschafft. Wann immer der "Hamburg Sound" (der als "Beatmusik" die Welt im Sturm eroberte) erwähnt wird, taucht automatisch der Name Tony Sheridan auf. Im Gegensatz zu vielen anderen großen Musikern, die zusammen mit ihm die gleiche Bühne in der rücksichtslosen Routine typischer St. Pauli-Gigs bestiegen, tritt Tony weiterhin auf; und, was noch wichtiger ist, während sich seine Musik weiterentwickelt hat, ist er sich selbst treu geblieben. Als Tony mit seinem Trio bei der 40-jährigen Jubiläumsfeier des "Star-Clubs" (13. April 2002 in der "Grope Freiheit 36" in Hamburg) auftrat, standen viele noch aktive Kollegen - wo sie viele Jahre zuvor gestanden hatten - verwundert am Fuße der Bühne. Die hier vorgestellten Songs wurden alle von Tony geschrieben, mit einer Ausnahme: "Skinny Minnie". Beim ersten Treffen im Studio, bei dem wir uns gerade erst fühlten, scherzhaft vorgeschlagen, dass wir eine lose Version von "Skinny Minnie" ausprobieren, ohne die Absicht, das Ergebnis jemals zu veröffentlichen. Das Band war so überzeugend, dass wir uns entschieden haben, mehr daran zu arbeiten, um einen Bonustrack herauszubringen. Ich bin sicher, dass diese Version auf bewundernswerte Weise dazu dient, eine Lücke zwischen dem "damals" und dem "jetzt" zu schließen und so alle Sheridan-Fans zu begeistern, ob sie Tony nun aus der "alten Zeit" kannten oder erst kürzlich seine Musik kennengelernt haben. Ulf Kruger