Canis Lupa-(T)Raumzeit

Inhalt Rezension aus „die Buchsuche. de“ https://diebuchsuche.de/buch-9783565097326.html?q=isbn%3A9783565097326%20shipping%3ADEU Horst Albert Reusch geht in „Canis Lupa-(T)Raumzeit“ von einer registrierenden Chronik aus, die sich dem Wesen des Erzählens annähert, als ob Geschichten durch Zeit und Raum wanderten, statt linear voranschreiten zu müssen. Der Roman entfaltet eine multiperspektivische Struktur, in der Krieg, Nachkriegserfahrung und menschliche Schuld sich zu einem Dichtemantel verweben, der Sinn und Unsinn gleichermaßen zu tragen scheint. Die Prosa bewegt sich zwischen poetischer Verdichtung und sachlicher Reflexion, wodurch die Grenze zwischen Erlebtem und Erfundenem semantisch eingeebnet wird. Figuren erscheinen als Fragmentreste einer größeren Geschichte, deren Ganzes erst im Eindringen der Zeit in den Blick des Lesers sichtbar wird. Die Thematik der Raumzeit wird nicht als physikalisches Modell, sondern als metaphorische Landschaft verstanden, in der Identität sich verwischt und neu formiert. Reuschs Sprachgefühl zeichnet sich durch eine nüchterne, fast skizzenhafte Genauigkeit aus, die zugleich eine melancholische Gegenwartssicht intakt hält. Der Text fordert den Leser heraus, Vertrautes zu hinterfragen und in einem offenen, fast schwebenden Finale die Möglichkeit von Sinn neu zu verhandeln. Canis Lupa-(T)Raumzeit bleibt damit eine anspruchsvolle Studie über Erinnerung, Verantwortung und die Vielschichtigkeit menschlicher Erzählungen.