Kemptner, N: Maurice Ravel - Sonatine

"Als ich die Sonatine von Maurice Ravel gehört habe, hatte ich szenische Bilder vor meinem geistigen Auge, die sich durch die wissenschaftliche Analyse des Musikstückes zu einer kleinen Geschichte geformt haben: Die Entwicklung von vier vom Charakter her sehr unterschiedlichen Schwestern zu jungen Frauen. Ich wollte diese Geschichte nicht nur erzählen sondern auch versuchen, sie durch klassischen Tanz zu visualisieren. Warum gerade diese Form der Analyse? Die Visualisierung der Sonatine durch klassischen Tanz soll als Ergänzung zur wissenschaftlichen Analyse dienen und zum ganzheitlichen Verständnis beitragen. Der Musikinteressierte erfährt dadurch nicht nur das Auditive (das Gehörte), sondern durch den Tanz auch das Visuelle. Außerdem wird beim Betrachter ein Gespür für die tänzerisch umgesetzte Musik hervorgerufen (haptisches Element). Durch die Personalisierung des Musikstückes wird der emotionale Eindruck des Zuschauers und Zuhörers verstärkt. Das abstrakte Musikstück, aus einer vorgegebenen Form entstanden, soll durch den Tanz "gegenständlich" werden. Ziel ist die Auflösung des Abstrakten zum Beweis der musikalischen Form."