Lyrische Jahreszeiten

In unseren Tagen, in denen man durchaus der Frage begegnet, ob Lyrik überhaupt noch zeitgemäß sei, hat das große Interesse an den `Lyrischen Jaheszeiten´ eine klare Antwort gegeben. Es ist doch gerade das Besondere der Poesie, dass sie Facetten in den Zuhörern zum Klingen bringen kann, denen in der oft so banalen und rationalen Welt kaum Raum gegeben wird, Facetten, die in der meditativen Ruhe der Lyrik lebendig werden dürfen. Dort können wir auf unsere ureigene Weise dichterischen Gedanken begegnen, von denen Novalis sagt, sie seien "... Magie. Jedes Wort ist Beschwörung. Der Dichter ist ein Zaube-rer. Seine Sprache will keine Mitteilung. Oft ist sie so dunkel, dass sie der Dichtende selbst nicht versteht. Seine Bilder sind Chiffre. Richtigkeit, Deutlichkeit, Vollständigkeit, Reinheit, Ordnung sind nicht das Ziel der Lyrik." Erst Zuhörerin und Zuhörer geben einem Gedicht Gelegenheit, auf individuelle Weise, nur ihnen gehörend, nur ihnen etwas Unverwechselba-res sagend, Sinn zu werden. Und damit wird letztlich auch der Zuhörer selbst Teil des dichterischen Prozesses.