"Hier war doch nichts!" - sagt in Waldkirch niemand mehr - ODER DOCH?
Waldkirch steht einzigartig dar. In keiner deutschen Kleinstadt - der idyllische Ort hat etwa 22000 Einwohner und liegt im Elztal des südlichen Schwarzwaldes - sind die Ursachen, Geschichte und Folgen des Dritten Reiches so engagiert, umfassend und differenziert erforscht und publiziert worden. Verantwortlich dafür zeichnet die 2011 gegründete "Ideenwerkstatt Waldkirch" (IW). In ihr haben sich historisch interessierte Bürger, unterstützt von Historikern (auch aus dem Umland), zusammengefunden. Als erstes Ergebnis ihrer Arbeit legten sie 2019 das voluminöse Werk "`Hier war doch nichts!` - Waldkirch im Nationalsozialismus" vor. Das Buch machte Furore, fand großes Interesse und erhielt mehrere Preise. Umso erstaunlicher ist es, dass die neue Mehrheit des Gemeinderates Waldkirch, anders als bei dem ersten Band, jedwede Förderung abgelehnt hat - aus mehr als fragwürdigen Gründen. Vieles spricht dafür, dass das Argument der "knappen Kassen" nicht entscheidend war, sondern politische Motive dabei eine viel größere Rolle gespielt haben. Die Ratsmehrheit, bestehend aus Vertretern der CDU und der Freien Wähler, war bislang - und das seit vielen Jahren - gegen jedwedes Vorhaben der IW. Die neuerliche Verweigerung selbst eines geringen Betrages von 1000 EUR beruht daher weniger auf monetären als vielmehr auf inhaltlichen Gründen. Ihnen passt die ganze Richtung nicht. Sie hängen genau jener Schlussstrichmentalität an, die auch in dem neuen Band angeprangert wird - weit mehr als ein Ärgernis, das in seinem Ausmaß deutlich hervortritt, wenn man sich den Inhalt des Buches vor Augen hält. Zudem ist die Haltung, es handle sich um ein "privates Vergnügen" überaus fehl am Platz. Es ist jedem Menschen freigestellt, sich z.B. am Auschwitz-Gedenktag zu beteiligen, dies aber als "Vergnügen" zu bezeichnen, sagt viel über jene aus, die solches Vokabular benutzen. Das neue Buch schildert die Höhen und Tiefen der Erinnerungsarbeit in Waldkirch, welche Auseinandersetzungen und Probleme damit verbunden waren und sind. In der Stadt ist, wie auch anderenorts, die angstbesetzte Schuldabwehr gegen die "Vergangenheitsbewältigung" groß. Man fürchtet, dass Dinge herauskommen könnten, die für die Familie, der man angehört, nicht gerade erfreulich sind. Damit einhergeht das Verlangen, einen Schlussstrich unter das "Dritte Reich" zu ziehen und sich nicht weiter damit zu befassen. Doch solcher Flucht in die Idylle stand und steht in Waldkirch eine Besonderheit entgegen. Karl Jäger, Orgelbauer und Gründer der örtlichen SS, auch "Klein-Hitler" genannt, war als "Henker des litauischen Judentums" (Arno Lustiger) verantwortlich für die Ermordung von über 137000 Juden. Als sich die Aufmerksamkeit auf ihn richtete und sich der seit langem in Waldkirch beheimatete Historiker Wolfram Wette mit ihm und seinen Untaten beschäftigte, formierte sich hartnäckiger Widerstand. Die anonymen Beschimpfungen und Drohungen gipfelten in dem Satz: "Hat der nichts Besseres zu tun, als sich mit diesen Drecksgeschichten auseinanderzusetzen?" Doch Wette und die mit ihm eng verbundene IW ließen sich nicht einschüchtern. Dabei knüpften sie an Initiativen aus den Jahren zuvor an und begannen, sich systematisch mit dem Thema "Waldkirch in der Nazizeit" zu befassen. Dazu gehörten Forschungen, Vorträge, Lesungen, Aktionen, Filmabende, historische Stadtrundgänge, Ausstellungen etc. So schufen sie die Grundlage für ihre Erfolge. Beharrlichkeit und Geduld, Zielstrebigkeit und wissbegieriger Aufklärungsdrang bestimmten ihr Engagement. Es gelang ihnen, den Ewiggestrigen die Deutungshoheit zu nehmen und einen neuen Umgang mit der Vergangenheit und dem damit verbundenen Erbe zu etablieren.
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