Die Drehung der Schraube

"Die Drehung der Schraube" zählt zu den bedeutendsten Werken der Schauerliteratur am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Henry James entfaltet in dieser subtilen Erzählung die Geschichte einer jungen Gouvernante, die auf einem abgelegenen Landsitz Verantwortung für zwei ihr anvertraute Kinder übernimmt. Durch meisterhaft eingesetzte Unzuverlässigkeit des Erzählens entsteht eine Atmosphäre stetig wachsender Zweideutigkeit: Sind die gespenstischen Erscheinungen, die die Gouvernante wahrnimmt, reale Bedrohungen oder Ausgeburten einer labilen Psyche? James kombiniert psychologischen Realismus mit symbolisch aufgeladener Sprache und setzt so neue Maßstäbe für das Genre der Geistergeschichte. Henry James, geboren in den USA und später britischer Staatsbürger, war ein Pionier literarischer Modernität. Seine ausgiebigen Reisen sowie das Leben zwischen Amerika und Europa prägten seinen Stil und sein Verständnis für gesellschaftliche Zwischentöne - beides spiegelt sich auch in diesem Werk wider. James‘ fortwährender Fokus auf Innenleben und Wahrnehmung legt nahe, dass ihn vor allem die Ambivalenz des Wirklichen und die Konstruktion von Realität faszinierten, was sich in "Die Drehung der Schraube" in besonderer intellektueller Schärfe zeigt. Dieses Buch ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für die Schnittstellen von Psychologie, Literatur und Gesellschaft interessieren. Es fordert Leserinnen und Leser heraus, sich aktiv im Deutungsspiel zwischen Realität und Einbildung zu bewegen. Henry James‘ raffinierte Komposition bietet dabei nicht nur ein spannendes Leseerlebnis, sondern eröffnet auch tiefgreifende Einblicke in den menschlichen Geist und die Mechanismen des Erzählens.