Tagebuch des Regens

Regen ist in der deutschen Literatur und vor allem in der Lyrik - wie sicherlich auch in anderen Sprachen - ein häufig auftretendes Motiv. Auch in der persischen Literatur ist der Regen eines der am häufigsten angewandten Bilder, umso mehr, wenn man die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen, insbesondere die Trockenheit und Existenz von Wüsten zwischen Orient und Okzident in Betracht zieht. Es ist auch nicht verwunderlich, dass viele Eltern im Orient ihre Kinder ‘Baran‘ (= Regen) nennen, weil es ein Segen ist, wenn Regen die rauen Naturlandschaften und die Seelen ihrer Bewohner erfrischt und gleichsam zum Leben erweckt. Die Gedichte in diesem Band mit dem Titel ‘Tagebuch des Regens‘ möchten den Leser zu einer Art Reise, sozusagen als Gedankenreise, inspirieren. Gute Literatur und insbesondere Dichtung will uns immer auf eine Reise mitnehmen, um vielleicht noch unentdeckte Landschaften und Gefühle in uns selbst zu entdecken oder genauer kennenzulernen, denn Hauptmotive und immer wiederkehrende Metaphern der Dichtung sind Liebe, Naturbeschreibung und Leidenschaft. Das Schicksal des Regens oder eines Regentropfens kann man als unendliche Reise bezeichnen, die vom Himmel zur Erde und von der Erde zum Himmel verläuft in einem Kreislauf, der in der Natur und in den Lebensräumen Leben spendet. Erneuerung oder besser gesagt Wiedergeburt der Natur ist das, was wir mit Regen in Verbindung bringen. Was wäre, wenn der Regen jedes Mal während dieser langen und abenteuerlichen Reise ein Tagebuch führen würde? Ich habe versucht, einige Seiten eines solchen Tagebuches mit sichtbarer Tinte hier niederzuschreiben...