Dieses Seil, das mich an die Erde bindet

Es sind die 1960er und 1970er Jahre und Moldawien ist eine Sowjetrepublik. Vor den Augen eines neugierigen Mädchens, der Erzählerin, entrollt sich das Panorama eines abgelegenen Dorfes mit Dutzenden von Charakteren und Ereignissen. Sie beobachtet, was geschieht, mit Unschuld und dem verzweifelten Bedürfnis, verstanden zu werden und zu verstehen. Um sie herum die stummen Zeugen der schmerzhaften Vergangenheit und Gegenwart. Die Bücher der Bibliothekarin Nana Raia und die Besuche der skurrilen Tante Muza beflügeln ihre Fantasie. Statt von alten Bräuchen und einem festgefügten Leben auf dem Dorf träumt sie von Paris, Freiheit und geblümten Seidenkleidern… „Der Mond kann wie ich nicht schlafen. Er spaziert nachts am Himmel herum und macht sich aus den Sternen Perlen. Manchmal fällt eine in den See. Auch meine Perlenkette ist zerrissen und die Perlen sind auseinander gerollt. Ich habe sie nacheinander vom Boden aufgelesen. Die in den Spiegel gerollten habe ich nicht gefunden. Wie ich würde der Mond von zuhause fortgehen. Wie ich ist er mit einem Seil an die Erde gebunden.“ „Und mich interessiert nicht, was sie von mir denken. Morgen gehe ich.“ Präzise und mit großer Sensibilität beschreibt die moldauische Autorin Lorina Bălteanu den kindlichen Blick auf eine oft noch archaische Welt. Gesehen durch die Augen eines kleinen Mädchens, das wie andere Kinder unter totalitären Regimen den Wunsch nach einem „Anderswo“ hat. Ein poetischer und berührender Roman über Kindheit und Jugend, die Beziehung zu Familie und Gemeinschaft, vor allem aber über den starken Drang nach Freiheit, der weit über seinen geohistorischen Rahmen hinaus weist.