Guhr-Biermann, Sabine: Das Vereinsbuch

Wir sind es gewohnt, dass viele Kinder unter den gewaltvollen Handlungen in ihren Herkunftsfamilien leiden. Kaum einer reagiert, wenn ein kleines Kind angeschrien wird. Doch in den Kinderseelen sind solche Handlungen, die sie am eigenen Leibe erleben müssen, unerträglich. Sie werden mit unaufgeräumten Problemen der Erwachsenen belastet, die mit ihnen persönlich und mit ihrer eigenen Entwicklung überhaupt nichts zu tun haben. Es ist wichtig, dass die vielseitigen Facetten von Gewalt in Familien endlich öffentlicher und bewusster erklärend dargestellt werden. Gewalt hat viele Gesichter und hinterlässt Narben in Kinderseelen. Das Zukunftsleben der ausgelieferten Kinder wird zumeist in dunkle, unbewusste Prägungen hineingezwängt, welche für die persönliche Entwicklung schädlich sind. Häufig leben Kinder, die aus solchen Familienverhältnissen stammen, ein unfreies, trauriges, extrem kompliziertes und unrundes Leben. Es geht in unserem Verein nicht nur um Kindesmisshandlung, Übergriffigkeit und Missbrauch, sondern auch um extreme Prägungen, die Eltern in den Seelen ihrer Kinder hinterlassen. Sollten Erwachsene sich selbst problemgeladen und unsortiert ausgeliefert fühlen, ist es keine Seltenheit, dass sie lauthals und wütend über ihr Leben schimpfen. Kinder bekommen Angst, wenn die Eltern wütend schreien und versuchen, diese Energien auszugleichen. Dies wiederum löst in vielen Erwachsenen Wut aus, so dass sie sich von ihren Kindern provoziert fühlen und gewaltvoll reagieren. So beginnt das Karussel gelebter familiärer Gewalt, welches lange in Fahrt bleiben kann, bis einer Maßnahmen ergreift und dem Szenario ein Ende setzt.