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Das Wiener Volkstheater als Teil politischer Widerstandskultur
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: Sehr Gut, Wirtschaftsuniversität Wien (Institut für Theater,-Film- und Medienwissenschaften), Veranstaltung: Forschungsseminar zur Theaterwissenschaft: Das Wiener Volkstheater 1945-2000, Sprache: Deutsch, Abstract: In den 17 Jahren, die Emmy Werner das Volkstheater Wien leitete, veränderte sich die Welt. Zwischen 1988 und 2005 verlor der Eiserne Vorhang seinen Schrecken, die Europäische Union wuchs sukzessive und damit auch die Hoffnung auf hohen Lebensstandard in einem friedlichen Europa. Jenseits von Friede, Freude, Eierkuchen loderten Nationalismus und religiöser Fundamentalismus in Form von Terror und Bürgerkrieg wieder auf. Abseits der großen Weltpolitik schaffte es das ansonsten eher weniger beachtete kleine Österreich, auf internationaler Ebene in die Schlagzeilen zu kommen. Spätestens nach der überraschenden Regierungsbildung zwischen der ÖVP und der Haider-FPÖ schien der faschistische Geist der Vergangenheit wieder salonfähig zu werden. Nicht nur Israel, das seinen Botschafter aus Wien abzog, sondern auch der Großteil der EU-Partner reagierte sofort. In einer einzigartigen Aktion wurden alle bilateralen Beziehungen zum kleinen Österreich ausgesetzt, um mit sanfter Gewalt einen Regierungswechsel zu erreichen. Die so genannten ¿Sanktionen¿ sind bis heute umstritten, wurden sie doch später bei ähnlichen Fällen in größeren Ländern innerhalb der EU nicht mehr eingesetzt. Viel aufrüttelnder als ¿von oben Verordnetes¿ war der mahnende Protest von Österreichern, die ihr Bekenntnis gegen Rechts in zahlreichen Massendemonstrationen ablegten. Meist standen Künstler an der Spitze der Protestaktionen gegen Schwarz-Blau. Das Theater als Spiegel realer Zustände ¿ inwiefern reagiert das Volkstheater unter Emmy Werner auf die aktuelle Lage? Ist in einem so großen Haus mit 1000 Plätzen, das auf eine bereits länger ausgetüftelte Balance zwischen Gefälligem und Experimentellem angewiesen ist, überhaupt viel Spontaneität in der Programmgestaltung möglich? Wenn ja, welche Schwerpunkte bzw. welche Akteure wären für das Volkstheater in diesem Zusammenhang interessant? Macht es überhaupt Sinn, wenn sich ein Theater politisch engagiert? Nicht zu vergessen ist auch die Frage der Resonanz: Wie reagieren Öffentlichkeit, Medien und Politik auf dieses spezielle Engagement von Seiten der Kunst. Um Antworten auf diese Fragestellungen in Bezug auf das Volkstheater zu finden, möchte ich mich auf die Saison 1999/2000 beschränken. Insbesondere die ¿heiße Phase¿ zwischen Februar und Juni 2000 soll nach einer allgemeinen Einführung in die politische Vorgeschichte näher beleuchtet werden. Als Quellen dienten ¿ abgesehen vom ausgezeichneten Buch ¿Der Eigene Blick¿, das am Ende der Direktion Werner erschien ¿ auch die informative Website des Volkstheaters, die sich für Interessierte anstelle des nur sehr willkürlich ¿für die Öffentlichkeit¿ geöffneten Volkstheater-Archivs als sehr hilfreich erwies. Eine Hauptinformationsquelle waren ebenso Zeitungsartikel in Form von Interviews mit Emmy Werner und Kritiken, die aus dem AK-Archiv oder mit freundlicher Unterstützung im Literaturhaus gesammelt werden konnten.
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